Slowenien Tag 2: Samobor-Podbočje

Heute wurde zum Start des Tages die erste Packung Blasenpflaster geöffnet. Natürlich spürt man die Blasen trotz Pflaster beim Laufen noch, aber die Pflaster verschaffen wirklich eine deutliche Abhilfe.
Heute verhalf uns das Hotel-Frühstück dazu, Kraft für’s Laufen zu tanken – an den künftigen Tagen sollte das Frühstück um einiges spärlicher ausfallen, sofern es denn überhaupt stattfinden würde.

Da wir am gestrigen Tag bereits Schilder gesehen hatten, die zu einer Burgruine führten und wir neugierig waren, wanderten wir zunächst entgegengesetzt der geplanten Route zur Samobor Castle. Das letzte Stück ging natürlich bergauf. Die Anstrengung des Anstiegs wurde schließlich mit einer schönen Aussicht belohnt. Der Himmel war blau, die Sonne tanzte auf den Dächern der Kleinstadt unter uns. Nachdem wir uns eine ganze Weile in der Ruine aufgehalten hatten, Fotos und Videos aufgenommen hatten, ging es durch die Wohngebiete des Kleinstadt-Randes weiter in Richtung slowenischer Grenze. Dort angekommen, mussten wir unsere Pässe vorzeigen, Kroatien ist ja nicht im Schengen-Raum vertreten.


kroatisch-slowenische Grenze
An der kroatisch-slowenischen Grenze

Unheimliches Auto im Wald

Kurz nach der Grenze erreichen wir endlich den ersten „Jakobsweg-Kasten“. Wer schonmal einen Jakobsweg bestritten hat, wird es wissen: Entlang des Weges gibt es immer wieder Kästen (meistens an Kirchen), in denen Stempel & Stempelkissen vorzufinden sind, um sich seinen Pass zu stempeln. Der Pass sichert einem die Möglichkeit, in den Herbergen zu übernachten – dies ist allerdings vorrangig auf den bekannteren Jakobswegen (Frankreich, Spanien, Portugal) der Fall.

In Slowenien gibt es keine solche Infrastruktur, daher diente der Pass für uns mehr als Andenken und lustiges „Spiel“.

Außerdem sind oft Büchlein in den Kästen drin, in denen man selbst einen Gruß hinterlassen kann oder einfach die Botschaften von anderen Pilger*innen lesen kann.

In einem kleinen Bach neben dem Kasten konnten wir uns etwas erfrischen. Nach einer längeren Pause, ging es schließlich weiter. Endlich wurde der Weg auch weniger städtisch. Nach einigen Dörfern und Weinhängen, wanderten wir schließlich in den Wald und es ging kilometerlang auf einem sehr breiten Forstweg weiter.

Der erste Jakobsweg-Kasten!
Der erste Jakobsweg-Kasten!

Hunger und Durst an Tag 2

Der Waldweg zog sich lange dahin. Wir lugten schon immer nach links und rechts, ob man das Zelt hier gut aufstellen würde können, aber es war nur so semischön und voller Mücken. Aber immerhin einsam.
Wir bemerkten, dass die Sonne sich ganz langsam auf den Weg ins Bett machte, wohingegen das Stechvieh zu Hochtouren auflief. Es war immer noch sehr warm und wir waren mittlerweile wirklich durstig, längst waren die Vorräte ob der heißen Temperaturen aufgebraucht. Angekommen in einem Dorf (Podbočje), hofften wir, hier eine Gaststätte (die es laut Maps geben sollte) oder einen kleinen Supermarkt oder zumindest eine Trinkwasserquelle zu finden. Im Nachhinein denke ich, dass wir einfach bei irgendeinem Haus hätten klingeln sollen, um zu fragen, ob wir unsere Flaschen auffüllen könnten. Das haben wir aber nicht getan, doch mein Durst war irgendwann so groß, dass ich einem kleinen Fluss nicht widerstehen konnte – und das Wasser in meine Flasche füllte. Es war recht klar und vor allem kalt und es schmeckte gut. Sollte man trotzdem nicht unbedingt machen, denn Dünger von den Äckern kann das Wasser schnell verunreinigen.

Auch der Hunger machte sich immer stärker bemerkbar. Auf dem Weg zu der – wie wir frustriert feststellen sollten – nicht existenten Gaststätte gab es wenigstens Birnen- und Äpfelbäume. Zwar standen jene auf eingezäunten Grundstücken, aber die wenigen Früchte, die wir uns pflückten, hatten sicher niemandem geschadet.


Zähne putzen mit REI

In der Nähe des Dorfes suchten wir schließlich – mittlerweile dämmerte es schon leicht – einen Schlafplatz. In einem kleinen Stückchen Wald (trockener Boden! Blickgeschützt!) stellten wir zum ersten Mal unser Zelt auf. Wildcampen ist in Slowenien übrigens wie in vielen anderen Ländern verboten, daher mussten wir aufpassen, dass unser Zelt gut blickgeschützt war.

Der Aufbau unseres Zeltes ist simpel und irgendwie witzig, da es keine Zeltstangen besitzt, sondern zwei Wanderstöcke erfordert, mit denen es getragen wird. Wir hatten das im Vorfeld extra so ausgewählt, denn so mussten wir keine zusätzlichen Zeltstangen mitschleppen. Wahrscheinlich hätten wir ohne das Zelt gar keine Wanderstöcke gekauft, aber ich muss sagen, dass ich jedem, der länger wandert, Wanderstöcke wärmstens empfehlen würde. Sie entlasten die Beine, dienen aber auch dazu, Sträucher von sich zu halten oder die Beschaffenheit des Bodens zu testen.

Nachdem das Zelt aufgebaut war, gingen wir wieder Richtung Dorf, um an den Bach zu gelangen. Wenigstens für eine Katzenwäsche. Das tat sehr gut. Wir aßen die geklauten Birnen und Äpfel zum Abendbrot. Als ein Stein (wir wissen nicht, ob bewusst nach uns oder nicht) ins Wasser geworfen wurde, beschlossen wir, lieber wieder von dannen zu ziehen und zurück zu unserem Nachtquartier zu gehen.

Leider musste ich feststellen, dass meine Stirnlampe nicht richtig aufgeladen war und so verwechselte ich leider meine Zahnpasta mit Rei in der Tube. Das war so widerlich. Noch bis zum nächsten morgen hatte ich den Geschmack auf der Zunge. Todmüde vom wandern, hungern und dursten fielen wir in den Schlaf.

Unser Zelt
Unser Zelt im Miniwald

Kurzübersicht Tag 2

Schlafplatz⛺️/Kosten: Zelt, 0 Euro
Essen 🍔: Supermarkt-Snacks
Wetter☀️: top
Kilometer 👣: 27

Auch wenn es schon Tag 2 für uns war, erst heute hatte der Jakobsweg tatsächlich begonnen.

Weiter zu Tag 3

▶️ Slowenien Jakobsweg Tag 3 – Podbočje-Mali Ban

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