Zusammen mit einer Freundin bestritt ich 2023 endlich meinen ersten Wanderritt mit Übernachtung!
Die Planung
Ursprünglich hatten wir einen Wanderritt in der Lüneburger Heide unternehmen wollen, doch da mein Pferd sich zwei Monate zuvor eine Zerrung am Unterstützungsband zuzog, mussten wir diesen Ritt leider verschieben (mittlerweile haben wir auch diesen Wanderritt erfolgreich absolviert).
Nachdem die Verletzung ausgeheilt war und das Pferd wieder gut im Training war, planten wir einfach mal einen kleinen Wanderritt vom Stall aus. Wir hatten nicht viel im Voraus geplant. Wir gehen ohnehin sehr viel Ausreiten mit den Pferden, gern auch längere Strecken; daher waren sie bereits für den Wanderritt trainiert.
Etwa ein halbes Jahr zuvor waren wir außerdem bei einem Treffen des VDF zum Thema Wanderreiten. Dort erzählten zwei versierte Wanderreiterinnen von ihren Touren und gaben Tipps. Eine der Frauen berichtete, dass sie auch schon vom Stall aus losgeritten war und vorab in Ställen nachgefragt hatte, ob sie dort ihr Pferd unterbringen könnte, während sie selbst im Stübchen übernachtete. Das inspirierte uns, auch einen Ritt vom Stall aus zu machen. Unsere beiden Pferde hatten noch keine Wanderritte unternommen; Janina hatte immerhin schon einige Wanderritte sowohl mit ihrem anderen Pferd als auch mit Fremdpferden unternommen. Ich hingegen war ein Grünschnabel.
Ich hatte nachgeschaut, in welche möglichen Richtungen wir vom Stall aus reiten könnten, und suchte über Google Maps nach Pferde- und Bauernhöfen, die man an einem Tag erreichen konnte.
Also schrieb ich mehrere Höfe an, ob wir an dem geplanten Datum mit zwei Pferden Unterschlupf finden konnten. Leider erhielt ich zunächst einige Absagen, doch schließlich meldete sich ein Bauernhof mit einer positiven Zusage: Wir durften in einer Bauern-WG übernachten, die direkt an eine Koppel grenzte. Selbstverständlich hatten wir auch vor, etwas für die Unterkunft zu bezahlen, doch die Bauern wollten partout nichts annehmen; stattdessen wurde ein Erfahrungsbericht zu unserem Wanderritt gewünscht, da Anna* selbst vorhatte, irgendwann einmal einen Wanderritt zu bestreiten. Damit wir nicht ganz mit leeren Händen dastanden, packten wir für unsere herzlichen Gastgeber wenigstens etwas Schokolade ein.
Die Routenplanung
Bei Komoot fanden wir eine Fahrrad-Route, die ungefähr der Route entsprach, die wir mit dem Pferd zurücklegen mussten, und die auch viel durch den Wald führte. Ich schaute auf dieser interaktiven Kartenach, ob man auf allen Wegen reiten durfte, und es sah ganz danach aus. Also navigierten wir unseren Ritt später nach dieser Route. Dabei begegneten wir lediglich zwei Hindernissen, über die ihr weiter unten lesen könnt.
Bei Komoot fanden wir eine Fahrrad-Route, die ungefähr der Route entsprach, die wir mit dem Pferd zurücklegen mussten und auch viel durch den Wald führte. Ich schaute auf dieser nach, ob man auf allen Wegen reiten durfte und es sah ganz danach aus. Also navigierten wir unseren Ritt später nach dieser Route. Dabei stießen wir lediglich auf zwei Hindernisse, lest darüber weiter unten.
Die Ausrüstung
Ich bin leider (noch) nicht im Besitz eines Wanderreitsattels, also musste der normale Dressursattel herhalten. Diese Packtasche konnte ich mir von meiner Freundin ausleihen, zusätzlich hatte ich noch einen Wanderrucksack dabei, den ich selbst auf dem Rücken getragen habe. Was genau im Gepäck war, könnt ihr unten im Kasten lesen.
Mit der Ausrüstung war ich bis auf meinen mangelhaften Regenschutz sehr zufrieden.
Packliste komplett:
Am Reiter:
- Reithose
- Softshelljacke
- Poncho
- Reithose
- Reitstiefel (da der Ritt nur zwei Tage geplant war, trug ich meine normalen Reitstiefel, es gibt aber auch viele Schuhe extra für Wanderreiten)
- Reitsocken
Im Gepäck:
- lange Sporthose
- langes Thermoshirt
- Unterwäsche
- Kosmetiktasche inkl. Medikamente
- Futter für das Pferd & Leckerlis
- Striegel, Bürste, Hufauskratzer
- Trinkflasche
- Tütensuppe & Y-Food
Am Pferd:
- Sattel
- Gamaschen
- Trense
Der Ritt
Als ich am nächsten Tag losritt, war ich schon komplett nass, als ich aufs Pferd stieg, da es in Strömen regnete. Und die App prognostizierte, dass es den ganzen Tag so bleiben würde. Super! Aber wir sind nicht diejenigen, die etwas wegen Regen ins Wasser fallen lassen, und so trafen wir uns am abgemachten Treffpunkt, und die gemeinsame Tour ging los.
Den ersten Teil der Strecke kannten wir ohnehin. Vom weiteren Teil waren wir sehr positiv überrascht. Es gab lediglich einen Pfad, auf dem wir nicht hätten reiten dürfen. Da es keine alternativen Wege gab, ritten wir die paar Meter „illegal“ auf diesem Pfad. Allerdings war an diesem regnerischen Tag ohnehin niemand unterwegs, den das gestört hätte. Die Landschaft war abwechslungsreich: Mal über Feldwege, dann durch Dörfer, dann wieder in den Wald. Teilweise mussten wir auch Bundesstraßen überqueren oder stückweise an diesen entlang reiten. Unser größtes Hindernis war eine Brücke, vor der ein deutlich sichtbarer Warnhinweis angebracht war: „Nur bis 250 Kilo!“ Und unsere Pferde wiegen mehr, meiner sogar mehr als das Doppelte. Also mussten wir diese Brücke durch das Dickicht umgehen. Glücklicherweise war das möglich. Also stiegen wir ab und führten unsere Pferde vorsichtig durch Sträucher und Bäume, wobei wir keine Schäden in der Natur hinterließen.
Hauptsächlich waren wir im Schritt unterwegs; aufgrund des Regens war es teilweise auch schlicht zu rutschig auf vielen Wegen. Im Wald konnten wir auch mal etwas traben.
Insgesamt waren wir 5,5 Stunden unterwegs und haben dabei 24 Kilometer zurückgelegt. Aufgrund des Regens haben wir keine Pausen gemacht. Ab und an bin ich aber abgestiegen und habe ein Stück geführt.
Die Unterkunft
Als wir endlich ankamen, wurden wir sehr herzlich empfangen und durften die Pferde auf eine riesige Koppel stellen. Wir hatten vorher gedacht, dass sie auf ein Paddock kämen, weshalb ich nach Heu gefragt hatte – hätten wir das gewusst, hätten wir auf das Heu natürlich verzichtet 😆. Es gab einen kleinen Unterstand. Auch die Pferde waren natürlich komplett nass, genauso wie die Sättel. Wir sattelten ab und gaben ihnen Kraftfutter. Nachdem wir festgestellt hatten, dass sie sich sichtlich wohlfühlen, sind wir selbst endlich ins trockene Haus gegangen. Wir durften in einem kleinen Zimmer schlafen, in dem ein Bett und ein Schrank standen. Zuerst zogen wir uns trockene Kleidung an und gingen dann in die große Küche, um uns bei einem Tee aufzuwärmen. Dort erzählten wir vom Wanderritt.
Leider hatte ich kurz zuvor eine Kiefer-OP, weshalb ich nur flüssige Nahrung zu mir nehmen durfte. Daher gab es für mich Tütensuppe sowie Y-Food. Wir durften die Küche des Bauernhauses benutzen und quatschten den restlichen Abend mit den Bauern.
Zweiter Tag mit Sonnenschein
Am nächsten Tag guckten wir direkt nach dem Aufstehen nach den Pferden. Wir konnten die Pferde direkt vom Haus aus aus dem Fenster sehen – wirklich ein Traum. Ein strahlender Herbstsonnenschein schien auf die Koppel, wo unsere Pferde zufrieden grasten. Herrlich!
Nach einem kleinen Frühstück (in meinem Fall wieder Flüssignahrung) ging es dann zu den Pferden. Heute war mein Pferd etwas hibbeliger, da es sich in einer völlig fremden Umgebung befand und vermutlich nicht wusste, was es dort sollte. Wir fütterten die Pferde noch zur Kräftigung, und dann ging es zurück – den gleichen Weg. Es war ein herrlicher, sonniger Herbsttag, nur leider waren meine Hose und vor allem die Schuhe immer noch klitschnass vom Vortag. Dafür konnten wir heute auch ein wenig traben und galoppieren. Der Ritt dauerte heute daher „nur“ fünf Stunden, und auch am Ende war Tailor noch motiviert. Wir nutzten die sandigen Waldwege für Galopp-Einheiten am Ende. Ich war fast ein bisschen traurig, als wir am Stall ankamen – mein erster Wanderritt war bereits vorbei. Aber noch stärker war das Glücksgefühl, weil Tailor diesen Ritt so wunderbar mitgemacht hatte. Danke, tolles Pferdchen!