Wir lieben es, auf besondere Art Urlaub zu machen. Und wir lieben es, Burgen anzuschauen. Daher hatte ich die Idee, einfach mal eine kleine „Burgentour“ in Deutschland zu machen.
In Deutschland gibt es rund 25.000 Burgen (inkl. Ruinen). Und irgendwie sind Burgen cool. Sie erinnern an Zeiten, in denen es noch spartanischer zuging und stärken die Vorstellungskraft, wie Menschen von Rang früher wohl gelebt haben mochten. Der militärische Nutzen von Burgen war übrigens entgegen geläufiger Meinungen eher zweitrangig. Primär waren Burgen Prestige-Bauten, mit denen eine repräsentative Wirkung gelten gemacht werden sollte. Sehr empfehlenswert zu dem Thema ist dieser Artikel.
Die Burgen, welche ich im Vorfeld herausgesucht hatte, ließen sich an drei Tagen gut hintereinander besuchen und waren nicht überlaufen. Es gibt in den Regionen noch viele weitere Burgen, sicherlich auch noch imposantere! Da wir mit Hund unterwegs waren, haben wir es allerdings genossen, die etwas unbekannteren Burgen aufzusuchen. Außerdem lagen diese Burgen alle mehr oder weniger auf gerader Strecke, allzu langes Autofahren wollten wir uns nämlich ersparen. Davon hatten wir zwei Monate zuvor auf Korsika nämlich genug 😅.
Tag 1: Runkelrübenfest in Schlitz
Unser erster Stop war die Burg Herzberg. Leider war sie vorübergehend geschlossen und wir konnten sie nur von außen bestaunen. Doch für unseren Hund war es perfekt. Nach der längeren Autofahrt von Hamburg konnte er hier entspannt über die Wiesen toben, es war menschenleer. Ringsum waren gelb gefärbte Bäume – ein Herbst zum Verlieben.
Im Anschluss ging es zum Runkelrübenfest in die Burgenstadt Schlitz. Die Burgenstadt hatte ich sowieso herausgesucht, da sie gleich mit fünf Burgen aufwartet. Zahlreiche Fachwerkhäuschen dazu machen die kleine Stadt zu einem echten Hingucker – übrigens führt auch der Fulda-Radweg durch Schlitz.
Den Turm der Hinterburg konnte man besteigen und den Ausblick auf die Stadt und den festlichen Trouble genießen.
Wir hatten natürlich Glück, dass ausgerechnet heute das Runkelrübenfest war – denn es findet nur alle zwei Jahre am Samstag vor Halloween statt. In der ganzen Stadt waren ausgehöhlte Zuckerrüben mit lustigen Fratzen aufgestellt. Je dunkler es wurde, desto mehr kamen sie zur Geltung. Zahlreiche Stände und eine Bühne lockten die Leute an, wegen des Hundes hielten wir uns allerdings etwas abseits des Getümmels. Ohne Hund wären wir wahrscheinlich noch länger geblieben. Falls ihr ohnehin mal nach Schlitz wolltet, kann ich das Runkelrübenfest nur empfehlen – es ist mal etwas ganz anderes und alleine der Name ist genial. Ich persönlich hatte vorher noch nie davon gehört.
Nachdem wir bei einem Italiener zu Abend gegessen hatten, ging es nach Homberg (Efze), wo wir an einem Hotel an der Autobahn übernachteten.
Das Runkelrübenfest
Das Runkelrübenfest in der Burgenstadt Schlitz ist ein traditionelles Volksfest, das jedes zweite Jahr in der Stadt Schlitz in Hessen, Deutschland, stattfindet. Es ist eines der ältesten und bekanntesten Feste in der Region.
Das Runkelrübenfest hat eine lange Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Damals war die Runkelrübe ein wichtiges Nahrungsmittel und eine wichtige Einnahmequelle für die Landwirte in der Region. Um die Bedeutung der Runkelrübe zu würdigen und zu feiern, wurde das Runkelrübenfest ins Leben gerufen.
Das Fest findet normalerweise Ende September statt und dauert mehrere Tage. Es umfasst eine Vielzahl von Veranstaltungen und Aktivitäten für Besucher aller Altersgruppen. Dazu gehören Umzüge, Musikdarbietungen, historische Aufführungen, Kunsthandwerksmessen, ein Vergnügungspark, landwirtschaftliche Ausstellungen und natürlich kulinarische Spezialitäten, die auf der Runkelrübe basieren.
Das Runkelrübenfest zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern aus der Region und darüber hinaus an und bietet eine Möglichkeit, die Geschichte, Kultur und Traditionen der Stadt Schlitz und ihrer Umgebung zu erleben.
Tag 2: Dornröschens Sababurg und Rapunzels Trendlburg
Nach dem Frühstück fuhren wir zur Hohenburg, nach der Homburg (Efze) benannt ist, Die meisten kennen den Ort wahrscheinlich nur von der Autobahn. Aber Leute – es lohnt sich, auch mal abzufahren und die Burgruine sowie den kleinen Ortskern zu besichtigen. Wie die meisten Burgen, liegt die Hohenburg auf einem Berg – dem Schlossberg. Man kann mit dem Auto allerdings bis fast ganz nach oben fahren und dort auf dem Burgparkplatz parken. Auch wenn es sich bei der Hohenburg um eine Burgruine handelt, ist einer der Türme ist noch gut erhalten und kann auch bestiegen werden. Es lohnt sich! Man hat einen wunderbaren Panoramablick über das nördliche Hessen.
Auch heute hatten wir einfach extremes Glück mit dem Wetter. Goldener geht ein Oktober kaum. Mit 20 Grad fühlte jener sich ohnehin eher wie Spätsommer an, nur der Blick auf die bunt gefärbten Bäume ringsherum verriet, dass es bereits Herbst war.
Nach einem kleinen Abstecher in den Ort (der etwas ausgestorben wirkte, aber es war auch Sonntag), fuhren wir Richtung Rheinardswald und zu Dornröschens Sababurg. Selbst die Autofahrt war ein Highlight an diesem Herbsttag. Aus dem Autofenster sahen wir, dass auch viele andere Menschen den Tag nutzten und Radtouren und Wanderungen im Rheinardswald machten oder Pilze sammelten.
Der Parkplatz der Sababurg ist unterhalb der Burg, so dass man noch ein Stückchen hinauf laufen muss. Wenn ich mich recht entsinne, war oben aber ein Behindertenparkplatz.
Ringsum die Sababurg verläuft ein verwunschener Rosengarten. Hier kann man sich das Märchen von Dornröschen bildhaft vorstellen. Von April bis Oktober kann man sich die Burg von außen kostenlos anschauen und es finden jeden Sonntag Dornröschen-Theateraufführungen statt. Wir wussten das vorher nicht und hatten Glück, gerade zur rechten Zeit gekommen zu sein. Die Aufführung war natürlich modern und komödiantisch und hat insbesondere viele Kinder zum Lachen gebracht. Mir persönlich war sie etwas zu albern.
Restaurant neben dem Tierpark
Von Dornröschen ging es am Nachmittag zu Rapunzel – die Trendlburg. Im Vorfeld hatte ich uns eine Führung gebucht, da wir die einzigen Gäste waren, kostete diese 30 Euro. Dafür war sie exklusiv und da es ein Geschenk war, gab ich das Geld gerne aus. Unsere Burgführerin erzählte uns 1,5 Stunden etwas zur Geschichte der Burg, zum 5-Sterne-Hotel und zur Burgengeschichte der Region.
Abends fuhren wir noch einige Kilometer zum Weserhotel Schwager, passenderweise hat jenes einen Burgturm: So konnten wir unser „Burgenfeeling“ auch im Hotel fortsetzen.
Tag 3: Burgen an der wunderschönen Weser
Vor dem Frühstück ging es erstmal mit dem Hund raus – im Herbstnebel gingen wir entlang der Weser spazieren, der Weg war wirklich hübsch und es wundert mich nicht, dass der Weserradweg auf Platz 1 der Radwege gewählt wurde, wenn es überall so aussieht, wie hier. Auf unserer Bucket List steht der Weser-Radweg jetzt auf jeden Fall ganz weit oben.
Unsere erste Station war heute die Burgruine Polle – hier hatten wir wieder etwas Pech: Seit diesem Wochenende ist sie geschlossen und öffnet erst wieder zur nächsten Saison. Aber man konnte ein bisschen außen herum schlendern, und das Aschenputtel-Märchen lesen – aha, heute also Aschenputtel 👸. Wir machten es uns auf einer Bank bequem mit einem herrlichen Ausblick auf die Weser. Dafür hat es sich auf jeden Fall gelohnt, hierher zu kommen.
Beim Googlen stolperte ich zufällig darüber, dass wir mehr oder weniger am Schloss Hämelschenburg vorbeifuhren. Als ich die Bilder davon sah, schlug ich vor, dorthin zu fahren. Kurze Zeit später betrachteten wir das imposante Bauwerk von außen.
Bevor es zurück gen Hamburg ging, fuhren wir noch zur Schaumburg bei Rinteln. Einst hieß die Burg Schauenburg, vermutlich, weil man von hier über das ganze Wesertal schauen kann. Sie war Namensgeberin für das Grafengeschlecht Schaumburg.
Fazit & Weitere Reiseberichte
Wir hatten sehr schöne 3 Tage in Hessen, Niedersachsen und kurz in NRW. Der sommerliche Herbst hat die Tour perfekt gemacht. Mit den zwei geschlossenen Burgen hatten wir etwas Pech, aber im Großen und Ganzen fanden wir die Burgen und Ruinen allesamt sehr spannend.