Wanderreiten durch die Lüneburger Heide mit eigenem Pferd. Im Mai haben wir einen 3tägigen Wanderritt (Heide-Wasser) durch die Lüneburger Heide unternommen und sind dabei von Hof zu Hof getingelt. Die Unterkünfte wurden bereits im Vorfeld gebucht.
Bevor wir gestartet sind, sind wir mit den Pferden im Hänger in Richtung Lüneburger Heide gefahren. Auf einem Hof, dessen Betreiberin ich über Facebook gefunden hatte und in dessen Stall eine Freundin von mir sogar mal mit ihrem Pferd stand, durften sich unsere Pferde erstmal erholen. Wir selbst sind im geräumigen Saloon untergekommen und haben auf der dortigen Couch geschlafen.
Am nächsten Tag sollte der Heide-Wasser-Ritt losgehen. Den Tourenvorschlag haben wir hier entdeckt.
Das hier war übrigens mein zweiter Wanderritt. Den ersten könnt ihr hier lesen.
Wanderreiten Tag 1: Melbeck-Amelinghausen
Strecke: 41,7 Kilometer – 8:40 h (mit Pause)
An Tag begrüßte uns herrliches Frühsommer-Wetter und wir ritten von Melbeck zum offiziellen Start des Heidewasser-Wegs in Embsen. Der Weg war von da an größtenteils ausgeschildert, trotzdem guckten wir regelmäßig zur Vergewisserung auf unsere Handys (Komoot / Google Maps). In Embsen ging es dann in den Wald hinein, der mit wunderbaren Galoppstrecken aufwartete, die natürlich genutzt wurden. Zum Glück – denn wie sich herausstellen sollte, war der weitere Teil der Strecke größtenteils asphaltiert. Zwar handelte es nicht um befahrene Straßen und teilweise konnte man die Grasnarbe in der Mitte zum Reiten nutzen, einen großen Teil der Strecke mussten die Pferde jedoch auf Asphalt bewältigen. Wir ritten auch durch einige kleine Dörfer.
Obwohl der Ritt „Heide-Wasser“ heißt, sind wir leider kaum an Wasser vorbei gekommen. Um unsere Pferde zu tränken, mussten wir dann einen kleinen Umweg reiten, der auch noch über eine (leere) Weide führte. Und dann kamen wir nicht einmal an das Wasser an. Ich bin mit Tailor zum Wasser gegangen, jedoch war der Boden zu locker und er ist eingesackt. Zum Glück hat er sich schnell selbst geholfen und ist wieder auf sicheren Boden gehopst. Erfreulicherweise hatten wir eine leere Plastiktüte im Gepäck. Diese wurde kurzum von uns mit Wasser befüllt und dann konnten die Pferde daraus trinken. Der Anblick, wie die beiden gemeinsam aus der Plastiktüte saufen, war herrlich. Natürlich musste die Tüte mehrfach gefüllt werden. Ich habe mich in diesem Moment übrigens gefragt, ob es auch faltbare Trinknäpfe für Pferde (so wie es sie für Hunde gibt) gibt. Mittlerweile habe ich recherchiert. Ja, gibt es 😅. In unserer Situation hätte ich so etwas gerne gehabt.
Gegen frühen Abend kamen wir dann endlich in Amelinghausen auf dem Hof Eichenkrug an. Wir wurden herzlich empfangen und uns wurden die Zimmer gezeigt. Heute war Dienstag und die Küche hat Ruhetag – wir wurden allerdings extra angerufen und vorab gefragt, ob trotzdem etwas zu Essen zubereitet werden soll. Das fanden wir super herzlich, da wir aber zum einen schwer abschätzen konnten, wann wir tatsächlich ankamen und zum anderen keine Umstände bereiten wollten, zumal wir vegetarisch/vegan unterwegs sind, lehnten wir das Angebot mit einem herzlichen Dank ab. Im Nachhinein hätten wir vielleicht doch zusagen sollen, denn uns blieb nichts anderes übrig, als einen Pizzalieferservice kommen zu lassen. Die Pizza schmeckte nicht so gut und auch die Anfahrt gestaltete sich als etwas schwierig.
Wir schliefen ganz wunderbar in den Zimmern und ich war auch so platt, dass ich schnell einschlief. Den ganzen Tag frische Luft – ein besseres Einschlafmittel gibt es wohl gar nicht.
Wanderreiten Tag 2: Amelinghausen-Sudermühlen
Strecke: 34,4 Kilometer, 6 Stunden
Am nächsten Tag gab es Frühstück und währenddessen unterhielten wir uns mit den Betreibern des Hotels – Vater und Sohn, die sich sehr viel Mühe mit der Bewirtung gaben. Wir erzählten von unserem Ritt und die Gastgeber erzählten vom Betrieb des Gasthofes. Aktuell waren wir die einzigen Gäste, was wir wirklich schade fanden, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis hier ist unschlagbar.
Draußen prasselte Regen auf die Straße und wir hatten schon die Wettervorhersage gelesen: Regen, den ganzen Tag. Sogar Gewitter war angesagt.
Wir machten uns und die Pferde fertig. Tailor war heute leider sehr hibbelig, insbesondere als ich die Packtaschen befestigte – aber irgendwie kann man es ihm auch nicht ganz verdenken. Schon wieder ein neuer Stall & eine neue Umgebung. Dafür hat er es dann doch sehr gut gemacht, finde ich.
Ich musste ihn kurz überreden, dass wir nicht zurück, sondern in die andere Richtung reiten und dann war er auch wieder total im Flow.
Die Ausrüstung, das Pferd und ich waren in kürzester Zeit nass. Das dünne Cape, was ich als Regenschutz anhatte, konnte den Wassermassen nicht Stand halten (ja, ich weiß, ich lerne nicht aus Fehlern, ich habe immer noch keine gute Regenkleidung). Es gab heute selten eine trockene Phase zwischendurch.
Zu Beginn unserer heutigen Strecke ging es viel über landwirtschaftliche Wege, die von Gras überwuchert waren. Auf vielen dieser Wege konnten wir schneller reiten. Es sah einsam und verwunschen aus: unten das satte Grasgrün, umschlossen von den hohen dunkelgrünen Tannen. Das war richtig schön.
Regen, Regen, Regen
Später führte uns der Weg wieder Ewigkeiten über asphaltierte Strecken. Zwischendurch hatte ich den Vorschlag eine Abkürzung zu nehmen und durch einen Wald zu reiten – auf Maps wurde mir (im Gegensatz zu komoot) angezeigt, dass hier Wege seien. Die alternativen Wege waren teilweise extrem abenteuerlich und komplett zu gewuchert, so dass wir sehr aufpassen mussten, wo die Pferde hintraten. Durch den Regen war auch mein Handydisplay mittlerweile so nass, dass es nicht mehr richtig auf meine Finger reagierte. Das fand ich sehr nervig.
Doch als wir den Wald verließen konnten wir wieder auf einem langen landwirtschaftlichen Weg zwischen den Feldern traben – somit war es dann tatsächlich eine Verkürzung der Strecke. Mittlerweile platterte es richtig heftig von oben.
Der schönste Teil der Strecke waren heute die letzten Kilometer, hier war endlich richtige Heidelandschaft zu sehen und es gab richtig tolle Sandwege. Nur standen die jetzt leider komplett unter Wasser. Daher mussten wir die heute im Schritt passieren. Wir waren mittlerweile alle komplett durchnässt und freuten uns auf die Ankunft am Hof. Als wir endlich Hof Südermühlen erreichten, waren wir erleichtert.
Ankunft auf Hof Sudermühlen
Als ich mit meiner Reitmontur – komplett durchnässt wohlgemerkt – auf der Suche nach der Rezeption durch das schicke Hotel wanderte, kam ich mir sehr fehl am Platz vor. Aber das gehört nun einmal auch dazu. An der Rezeption hieß es, dass der Stallmeister gleich zu uns kommen würde. Stallmeister dachte ich, das klingt nobel. Der Stallmeister kam und zeigte uns die Boxen und auf welcher Weide wir unsere Pferde noch grasen lassen konnten. Außerdem durften wir uns am Futter bedienen. Am nächsten Morgen würden die Pferde vom Stall aus gefüttert. Sehr entspannt, dachten wir. Wir stellten die Pferde erst einmal in die Boxen, damit sie in Ruhe fressen und trocknen konnten. Dann suchten wir selbst unser Zimmer auf und freuten uns tierisch auf die heiße Dusche.
Danach brachten wir die Pferde auf die Weide und gingen schließlich selbst ins hoteleigene Restaurant. Für die Nacht kamen die Pferde in die Box
Wanderreiten Tag 3: von Sudermühlen zum Süderhof 💚
Insgesamt: 6:40h, 29,1 Kilometer
Am dritten Tag meinte Petrus es wieder gut mit uns und die Sonne versöhnte uns mit dem verregnerischen gestrigen Tag. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir die Pferde auf dem Hof fertig und genossen noch einmal die Annehmlichkeiten des Hofes und das Ambiente. Dann ritten wir los. Jetzt waren wir inmitten der Heide angekommen. Das Gelände war traumhaft. Leider waren die Reitwege teilweise von Steinen übersäht und Tailor hatte zuweilen Probleme hier zu laufen. Für den nächsten Wanderritt werden daher auf jeden Fall Hufschuhe besorgt! Ich hatte tatsächlich nicht damit gerechnet, dass die Reitwege hier so „schlecht“ präperiert sind. Reiten konnte man heute gefühlt in alle Himmelsrichtungen und wir folgten nicht immer zu 100 % dem Wasser-Heideweg. Wenn uns eine andere Strecke schöner erschien, dann wurde die genommen. Wir waren auch wieder viel im Wald. Es wurde wieder eine längere Fresspause eingelegt. Ich machte auch den Sattel ab und Tailor durfte fressen. Anbinden musste ich ihn nicht.
Ankunft auf dem Süderhof!
Gegen frühen Abend kamen wir auf dem Süderhof an! Also, eigentlich handelt es sich um den Baalshof, auf dem in den 90er Jahren die Kinderserie „Wir sind die Kinder vom Süderhof“ gedreht wurde. Wir haben diese Serie beide früher geguckt und so war das für uns quasi ein Stück Kindheit. Das Original-Süderhof Schild hängt hier auch noch. Ebenso das Tierarzt-Schild von „Doktor Brendel“. Wir wurden wieder herzlich empfangen und die Gastgeberin…Sehr viel familiärer. Wir hatten quasi ein Haus für uns , ein Schlafzimmer war fertiggemacht worden. Die Pferde durften noch auf der Koppel lange grasen.
Bereits im Vorfeld hatte ich einige Male mit Irene telefoniert und auch sie war sehr bemüht, fragte, was die Pferde bekamen und ob wir frühstücken wollten. Außerdem – und das finde ich wirklich nach wie vor unglaublich zuvorkommend und hilfsbereit – hatte ich im Vorfeld erzählt, dass wir noch nicht wussten, wie wir den Hänger & auto wieder abholten. Sie hatte ohne zu Zögern angeboten, uns zu fahren! Das waren 40 Kilometer mit dem Auto! Und aus Worten wurden Taten. Gemeinsam mit ihrem Angestellten fuhr sie Janina zum Hänger, während ich auf dem Hof blieb. Mir wurde anschließend von einer sehr lustigen Autofahrt erzählt.
Wir gingen abends beim Halong Bay Restaurant in Buchholz essen. jetzt hatten wir ja wieder ein Auto. Auch das war sehr lecker!
Tag 4: Ein letzter Ritt
Bevor wir heute wieder abreisten, wollten wir noch einen Ausritt unternehmen. Aus einem kleinen Ausritt wurden dann schnell ein Ritt von 2 Stunden und 40 Minuten – man war es einfach nicht mehr gewohnt, kurz zu reiten.
Man konnte direkt ab Hof los reiten ohne eine Straße zu überqueren und es war richtig einsam, verwunschen hier. Wir hatten heute weniger Asphalt im Verhältnis und konnten somit viel Traben und Galoppieren. Leider hat Tailor sich eine kleine Wunde zugezogen, aber glücklicherweise beeinträchtigte die ihn nicht weiter.
Anschließend bezahlten wir noch für die Unterkunft und auch heute war unsere Gastgeberin wieder sehr freundlich und in Quatsche-Laune. Auch den Baalshof möchte ich allen empfehlen – etwas nostalgisches Süderhof-Gefühl!
Am Nachmittag haben wir die Pferde verladen und es ging wieder zurück zu den Ställen.
Die Kosten vom Wanderritt
Natürlich kostet so ein Wanderritt auch etwas. Aber ich finde, dass sich der Preis noch im Rahmen hält. Ich habe etwa 250 Euro für die Unterkünfte (2x inklusive Frühstück bezahlt) sowie etwa 60 Euro für weitere Verpflegung. Hinzu kommen noch Benzinkosten. Hätten wir nicht auf Hof Südermühlen übernachtet – hier war die Übernachtung mit Abstand am teuersten – so hätten wir noch weitere Euros eingespart.