Lost Place Endo-Klinik Lüneburger Heide: Gruselfaktor Krankenhaus
Knirschen von Scherben unter den Schuhen. Türen, gegen die der Wind klappert. Dazu hallt jedes einzelnes Wort durch die leeren Räumlichkeiten. Wir stehen im Flur der ehemaligen Endoklinik in der Lüneburger Heide. Der Flur ist langgezogen und viele offen stehende Türen gehen von hier ab – Typisch Krankenhaus eben. An diesem heißem Sommersamstag herrscht hier erstaunlicherweise Totenstille, umso gruseliger muten die von uns selbst produzierten Geräusche und der Wind an. Klar ist: diesen Lost Place haben sich schon etliche Menschen angeschaut. Vandalen und Graffitty-Sprayer, vielleicht Jugendliche vom Land, denen langweilig war und die einen Klick brauchten. Der Ortsname passt irgendwie zu dem Ambiente: Wintermoor.
Neben der Architektur deuten noch einige Inneneinrichtungen daraufhin, dass das hier mal ein Krankenhaus war. Zum Beispiel alte Rohre, verrostete Gestelle oder Porzellanscherben von zertrümmerten Waschbecken.
Ich habe gelesen, dass außerhalb des Gebäudes, am alten Trafo-Haus einst ein Notfriedhof errichtet worden war. Ob die Geister der Toten wohl heute an diesem verlassenen Ort herum schwirren?
Update: Unser Besuch fand im Jahr 2022 statt. Wie es heute um das Gebäude steht, lest ihr weiter unten.
Ausweichskrankenhaus im Krieg
Im Zweiten Weltkrieg, insbesondere gegen dessen Ende, wurden die Bombenangriffe auf deutsche Großstädte immer intensiver. Die hohe Zahl der Verwundeten machte zusätzliche Krankenhauskapazitäten notwendig. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, suchte man außerhalb der Städte nach geeigneten Flächen für Ausweichkrankenhäuser. Für Hamburg bot sich Wintermoor in der Lüneburger Heide an. Hier errichteten Kriegsgefangene 1943 das Hamburger Ausweichkrankenhaus Wintermoor, das zunächst 400 Betten umfasste. Kurz nach der Eröffnung wurde die Kapazität auf 825 Betten erhöht. Das Krankenhaus verfügte über Abteilungen für Chirurgie, Lungen- und Infektionskrankheiten sowie Innere Medizin und war zudem mit einer Apotheke und mehreren Operationssälen ausgestattet.
Von der Tuberkuloseklinik übers Altenheim bis Verfall
Nach dem Krieg diente das Waldkrankenhaus Wintermoor als Tuberkulose-Klinik und wurde schließlich bis 2005 als Altersheim genutzt.
Seit der Schließung verfiel das Gebäude und wurde ein Anziehungspunkt für Randalierer, Vandalen und Lost Place-Touristen. Zwischenzeitlich gab es Pläne eines Investors, der auf dem Gelände einen Luxus-Pferdehof errichten wollte. Wäre das Projekt realisiert worden, hätten wir hier womöglich Station auf unserem Wanderritt einlegen können.
Doch dann kam alles anders: Das Gebäude brannte mehrfach und wurde schließlich in den Jahren 2022 und 2023 fast komplett abgerissen. Das Waldkrankenhaus Wintermoor so wie der Lost Place gehört nun der Vergangenheit an.
Übrig geblieben ist lediglich ein einstöckiges Gebäude – ein ehemaliges Bettenhaus – in dem sich die Fledermaus sesshaft gemacht hat, so dass das Gebäude aus Artenschutzgründen nicht abgerissen werden kann. Was langfristig mit dem Gelände passiert, ist unklar. Vielleicht wird es der Natur komplett zurück gegeben. Die Fledermaus würde sich sicher freuen.