Einen Lost Place zu besuchen, bedeutet immer auch eine kleine Reise in die Vergangenheit. Daher haben wir uns gedacht: Warum nicht auch mal ganz altmodisch anreisen? Die Ruinen der alten Dynamitfabrik befinden sich in Geesthacht. Und Geesthacht ist eine der Stationen, die die alte Dampflok von Bergedorf Süd aus ansteuert. Sie fährt nur wenige Male im Jahr, schaut euch daher unbedingt den Fahrplan an. Hier ein kleiner Tourenvorschlag, für alle, die diesen Lost Place auf die besondere Art entdecken wollen.
Kleine Zeitreise: Fahrt mit der Diesellok / Dampflok
❗️Dieses Jahr ist voraussichtlich wieder die Dampflok „Karoline“ im Einsatz. Wir sind mit der Diesellok gefahren, da Karoline pausieren musste. Aber auch das war sehr spannend!
Fünf Euro kostet eine Fahrt mit der alten Lok, für Hunde und Räder muss man einen Euro entlohnen. Das ist nicht viel Geld für so ein besonderes Erlebnis! Schon die Fahrkarten sind ein Highlight: es sind altmodische Fahrkarten aus harter Pappe und sogar der Hund bekommt eine eigene Fahrkarte.
Im Zug nehmen wir auf den nicht ganz so gemütlichen Holzbänken platz und bestaunen die altmodische Kleidung der Schaffner – man fühlt sich direkt in eine andere Zeit versetzt. Als der Zug losfährt, klappert es ordentlich. Unser Hund findet das etwas unheimlich, gewöhnt sich aber sehr schnell daran. Sicherlich ist diese Fahrt aber nicht für jeden Hund geeignet, so erfahren wir später vom Schaffner, dass viele Hunde die Zugfahrt gar nicht mochten.
Als im Zug Getränke ausgeschenkt werden bekommt unser Hund einen Hundekeks und wird betüddelt – der fühlt sich mittlerweile richtig wohl hier im Abteil!
Von Geesthacht zum Lost Place
In Geesthacht angekommen, laufen wir zur Haltestelle „An der Post“ , steigen in den Bus um und fahren mit dem 439 in Richtung Zeltplatz Altengamme. Hier in Geesthaaht sind die Busse etwas anders getaktet als in Hamburg, also checkt lieber vorher die Fahrpläne. Nach 19 Minuten Fahrt steigen an der Haltestelle Am Schleusenkanal aus. Um zum Lost Place zu gelangen, ist eine kleine Wanderung notwendig. Und diese Wanderung lohnt sich, denn sie führt zwischen den Besenhorster Sandbergen hindurch. Die dünenartige Landschaft ist wirklich herrlich und erinnert ein bisschen an die Boberger Dünen in Hamburg. Unser Hund darf hier etwas Toben. Wir haben ihn natürlich gut unter Kontrolle, denn eigentlich ist das hier ein Naturschutzgebiet und Hunde müssen angeleint werden.
Der Lost Place
Am Lost Place angekommen, lesen wir alles dazu in diesem Buch nach, bevor wir ihn erkunden. Wir erfahren, dass die Besenhorster Sandberge einst Bismarck gehörten, der das Gebiet an den Pulverfabrikanten Max von Duttenhofer verpachtete. Er errichtete eine Fabrik, die Treibladungen für Gewehre und Kanonen herstellte. 1865 gründete Alfred Nobel eine Sprengstofffabrik im nahegelegenen Krümmel, wo das erste Dynamit hergestellt wurde, was weltweit verwendet wurde. Die Firmen arbeiteten eng zusammen und die Pulverrohmasse aus Kümmel wurde hier überprüft und verarbeitet.
In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Fabrik und gegen Ende des zweiten Weltkrieges arbeiteten hier fast 20.000 Menschen.
Im zweiten Weltkrieg wurde eine neue Pulverfabrikationsanlage errichtet, die 1935 von der Dynamit Nobel AG übernommen wurde. Während des zweiten Weltkrieges war der Bedarf an Schwarzpulver besonders hoch und so erweiterte man die Anlage in den Dünen der Besenhorster Sandberge. Bis 1945 entstanden mehr als 340 neue Gebäude und etwa 8000 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene lebten hier. Es war also quasi eine ganze Dynamit-Stadt. Heute ist davon kaum mehr etwas übrig. Bereits 1945 erlitt die Fabrik einen schweren Luftangriff der Alliierten, die letztlich das Ende der Produktionsstätte bedeuteten. Zwar waren die neuen Gebäude dezentral und robus erbaut worden sowie mit hohen Sandwällen geschützt sowie mit Bepflanzungen auf den Dächern getarnt worden, doch dem Angriff konnte auch dieser Schutz nicht standhalten.
Heute fällt hier vor allem noch die riesige Werk-Halle auf, dessen Strahlträger den Beton immer noch tragen. Auf dem Dach wachsen auch heute noch Kiefern. Überhaupt ist das gesamte Areal in ein idyllisches Kiefernwäldchen eingebtettet. Man trifft immer mal wieder auf kleinere Ruinen oder Trümmer, die auf die einstige Pulverfabrik hindeuten.
Ein paar Menschen drehen hier heute einen Film. Ist ja auch wirklich eine coole Kulisse zum drehen!