Meine Startnummer beim Halbmarathon

Mein erster Halbmarathon

Mit 30 habe ich beschlossen, meinen ersten Halbmarathon zu laufen. Ich war nie die große Läuferin, um ehrlich zu sein. Klar, ab und an joggen war ich schon – jedoch meistens phasenweise für ein paar Wochen und dann wieder wochenlang gar nicht. Das mit dem Halbmarathon war zunächst ein kleiner Spaß, aus dem dann irgendwie doch ernst wurde. Ich mag es, mich Herausforderungen zu stellen und ein Halbmarathon klang für mich definitiv nach einer Challenge. Also meldete ich mich gemeinsam mit einer Freundin an. Falls ihr auch vorhabt, einen Halbmarathon zu bestreiten, kann ich es sehr empfehlen, sich zusammen mit jemandem anzumelden. So kann man sich gegenseitig motiviere, zusammen trainieren und sich austauschen. Falls ihr niemanden findet, gibt es auch diverse Laufgruppen (z.B auf Facebook) über die man Kontakte knüpfen kann.

Da ich wie gesagt bislang nur sporadisch gejoggt war, ein Halbmarathon mir nun aber doch wie eine größere Sache vorkam, beschloss ich ein bisschen zu Recherchieren. Ich beschäftigte mich mit Trainings– und Ernährungsplänen, mit Atemtechniken und den Begriffen Pace oder VO₂max. Spoiler: die Ernährung habe ich dann doch nicht umgestellt.


Das Training

Der HASPA Halbmarathon fand im April statt. Mit dem Training habe ich im Januar begonnen, also etwa. 3,5 Monate vor dem Wettkampf. Ich hatte mir diesen Trainingsplan rausgesucht, der auf drei Monate ausgelegt war und hakte fleißig ab, was geschafft war. Der Trainingsplan richtete sich nach einer Zielzeit von zwei Stunden. Ich dachte, wenn ich nach diesem Plan trainiere, werde ich die 2:20, die ich als Zielzeit bei der Anmeldung angegeben hatte, allemal schaffen. Eigentlich war mein Motto zunächst: Hauptsache nicht vom Besenwagen aufgesammelt werden. An den Trainingsplan habe ich mich zu etwa  80 Prozent gehalten. Immer habe ich es einfach nicht geschafft und manchmal hatte ich nach einem langen Tag auch schlicht keine Motivation mehr, Laufen zu gehen. Neben dem Laufen war ich auch noch manchmal so im Fitnesscenter, bin Reiten oder Schwimmen gegangen – Sport habe ich eigentlich immer mindestens viermal die Woche gemacht in der Vorbereitungszeit. Tatsächlich fand ich das ständige Laufen auch ganz schön eintönig. Umso mehr habe ich die gemeinsamen Laufeinheiten mit meiner Freundin genossen. Hier haben wir meistens einstündige lockere Läufe unternommen, bei denen man sich noch unterhalten konnte. Das war natürlich eine gute Motivation und brachte Abwechslung in die Eintönigkeit des Laufens. Noch ein Spoiler: Nach dem Halbmarathon habe ich mich für einen Triathlon angemeldet – schlicht und ergreifend, weil schon das Training abwechslungsreicher ist.


Zu hoher Puls

Ich hatte schon immer Atemprobleme, sobald ich etwas intensivere Sporteinheiten absolvierte. Meine Sportuhr zeigte mir auch während meiner Trainingseinheiten durchgehend einen hohen Puls an. Im Schnitt lag der bei 162, manchmal sogar höher. Da mir das ganze nicht normal vorkam, spazierte ich zum Arzt. Ich bekam für einen Tag ein Langzeit-EKG mit, mit dem ich allerdings nicht joggen konnte. Das EKG zeigte keine Auffälligkeiten. Der Arzt riet mir dazu langsamer zu laufen und vermutete, dass sich das Pulsproblem mit mehr Training lösen ließe. Falls nicht, sollte ich einen professionellen Test beim Sportarzt in Erwägung ziehen. Die Kosten müsste ich allerdings selbst tragen. Gleichzeitig teilte er mir mit, dass es auch hochpulsigere Menschen gäbe, man das Ganze aber eben in einer Leistungsdiagnostik prüfen müsse. Der Arzt merkte vermutlich, dass ich von der Idee des langsamen Laufens nicht begeistert war und sagte, dass der hohe Puls nicht dramatisch sei, so lange ich mich dabei gut fühlte. Und tatsächlich fühlte ich mich bei dem 160er oder 170er Puls noch normal, ab 180 setzte dann jedoch manchmal das „nach Luft japsen“ ein. Mir sollte erst nach dem Wettkampf klar werden, dass eine Leistungsdiagnostik wohl doch ratsam gewesen wäre.


Der Wettkampf

Vor dem Wettkampftag fand ich überhaupt keinen Schlaf. Ich war so aufgeregt. Im Nachhinein total unnötig, immerhin ging es hier ja nur um eine Challenge an mich selbst und keine Prüfung, durch die ich durchfallen konnte und die irgendwas in meinem Leben gefährden würde. Ich aß etwas Haferflocken zum Frühstück. Am Vortag hatte es ganz klassisch Spaghetti mit Tomatensauce gegeben – laut meiner Recherche ein typisches Essen am Tag vor dem Wettkampf.

Um kurz vor neun Uhr stand ich im Startblock. Und dann ging es los. Mich motivierten die Anfeuernden an den Straßen, die Sonne schien und ich lief viel zu schnell los. Ein typischer Anfängerfehler, von dem ich eigentlich wusste, dass man ihn vermeiden sollte. Meine Pace lag anfangs bei 5:40, was für mich sehr gut war.

Doch nach Kilometer zehn merkte ich, dass ich mich schon etwas verausgabt hatte. Und dann setzte wieder die Atemnot ein. Mein Puls war im Schnitt bei 188, die Uhr die ganze Zeit auf „rot“ (extremer Puls). Bei Kilometer 16 etwa meldete meine Uhr mir zwischenzeitlich einen Puls von 198 und warnte mich. Das machte die Situation natürlich nicht besser. Doch ich wollte es unbedingt schaffen. Leider musste ich zwischendurch ins Schritttempo wechseln, ich glaube ansonsten wäre ich kollabiert. Beim Laufen atmete ich nun so laut, mehr hechelnd als atmend, dass mich mehrere meiner Mitläufer ansprachen, ob denn alles in Ordnung sei. Ich brachte nur ein gequältes: „Hmmm“ heraus. Ich wollte unbedingt weiter laufen, trotz der Qualen. Im Übrigen hatte ich das Gefühl, dass meine Beine die 20,09 Kilometer locker mitmachten, nur das Herz eben nicht so recht…

Letztlich bin ich mit einer Zeit von 2:06 ins Ziel gekommen. Mit Schlafmangel und dem Puls war das für mich eine sehr gute Zeit. Jedoch ging es mir etwa eine Stunde nach dem Wettkampf so schlecht wie selten zuvor. Ich brauchte den ganzen Tag um mich zu erholen und spürte mein Herz den ganzen Tag. Falls ich jemals wieder an einem Halbmarathon mitmachen sollte – das schwor ich mir – würde ich auf jeden Fall vorher eine Leistungsdiagnostik machen lassen. Und das rate ich auch allen, die hochpulsig unterwegs sind.

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